Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (2024)

Russland hat die italienische Botschafterin Cecilia Piccioni ins Außenministerium in Moskau einbestellt, weil ein italienischer TV-Sender aus der Region Kursk berichtet habe. Das Team habe über einen „kriminellen Terroranschlag ukrainischer Soldaten auf die Region Kursk berichtet“, heißt es.

Anzeige

Russland hat am Freitag die italienische Botschafterin Cecilia Piccioni ins Außenministerium in Moskau einbestellt. Wie das Ministerium mitteilte, ging es in dem Gespräch um einen Bericht des italienischen Fernsehsenders RAI aus einem von der ukrainischen Armee eroberten Gebiet der russischen Region Kursk.

Lesen Sie auch

  • Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (1)

    Oleg Orlow

    „Alle Russen tragen Schuld am Krieg gegen die Ukraine“

Der Botschafterin sei der „entschiedene Protest“ Russlands gegen die „Mannschaften eines Fernsehteams des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders RAI“ übermittelt worden, erklärte das Ministerium. Das Team sei „illegal nach Russland eingereist, um über den kriminellen Terroranschlag ukrainischer Soldaten auf die Region Kursk zu berichten“.

Der Bericht der beiden RAI-Journalisten Stefania Battistini und Simone Traini war diese Woche ausgestrahlt worden. Es ging darin um ukrainische Soldaten in der russischen Stadt Sudscha. Die ukrainische Armee hat die Stadt, die etwa zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt ist, nach Angaben Kiews vollständig unter ihre Kontrolle gebracht.

Lesen Sie auch

  • Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (2)

    Krieg in der Ukraine

    Drei Beispiele aus der Geschichte, die zeigen, wann mit Putin verhandelt werden sollte

Nach Angaben des russischen Außenministeriums müssen die beiden TV-Reporter mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen. Die zuständigen Stellen hätten bereits die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet, um die genauen Umstände „dieser Straftat zu ermitteln, eine rechtliche Beurteilung vorzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“, erklärte das Ministerium.

Anzeige

Das italienische Außenministerium verwies seinerseits auf die „unabhängige“ Arbeit der Journalisten. Botschafterin Piccioni habe in dem Gespräch in Moskau erläutert, „dass RAI und insbesondere die Redaktionen ihre Aktivitäten absolut autonom und unabhängig planen“, erklärte ein Ministeriumssprecher.

„Es geht um die Zerstörung der Logistik der russischen Armee“

Bei der Offensive ukrainischer Truppen in der westrussischen Region Kursk geht es nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj auch um eine nachhaltige Schwächung der feindlichen Armee.

Die Verluste Russlands seien „sehr nützlich“ für die Verteidigung der Ukraine, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. „Es geht um die Zerstörung der Logistik der russischen Armee und um den Verbrauch ihrer Reserven“, erklärte Selenskyj. „Wir müssen allen russischen Stellungen maximalen Schaden zufügen, und das tun wir auch.“

„Washington Post“ berichtet über Vorstoß in Richtung Belgorod

Die „Washington Post“ berichtete von einem weiteren Vorstoß der Ukraine auf russisches Gebiet, und zwar in Richtung Belgorod. Dort seien die russischen Einheiten jedoch nach den Ereignissen in der Region Kursk schon in Bereitschaft gewesen, der ukrainische Angriff habe sich bereits im Grenzgebiet festgefahren.

Lesen Sie auch

  • Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (3)

    Artikeltyp:AdvertorialInvestieren

    Sommergeschenk: Bis zu 20 Aktien bei Freedom24

Oberkommandeur Olexander Syrskyj erklärte, die ukrainischen Truppen seien bei Kursk weitere ein bis drei Kilometer vorgerückt. „Die Kämpfe gehen entlang der gesamten Frontlinie weiter“, sagte er in einem am Abend verbreiteten Videoausschnitt. „Im Allgemeinen ist die Lage unter Kontrolle.“

Video soll Einmarsch in Russland zeigen – Soldaten schwenken weiße Fahnen

Gut eine Woche nach Beginn des ukrainischen Vorstoßes im russischen Gebiet Kursk haben Kiews Luftlandetruppen ein Video von den angeblich ersten Stunden der Operation veröffentlicht. Der 6. August, der Tag des Beginns der Offensive, werde als historischer Tag in die Geschichte des russisch-ukrainischen Krieges eingehen, teilte die Kampfeinheit mit.

In einem Begleittext zum Video stand: Entminung, Durchbruch der Grenze, Zerstörung der Verteidigungsanlagen des Gegners, Luftschläge, Artilleriefeuer und die Festsetzung von Kriegsgefangenen. Russlands Grenzschützer und Militär hatten sich völlig überrascht gezeigt von der Attacke. In dem Video ist auch zu sehen, wie sich russische Soldaten ergeben und weiße Fahnen schwenken.

Die Echtheit der Aufnahmen, die mit Musik wie in einem Actionfilm unterlegt waren, konnte zunächst von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Sie machten auch auf zahlreichen ukrainischen und russischen Nachrichtenseiten die Runde.

Die Operation gilt auch als Bloßstellung für Kremlchef Wladimir Putin, der seit 25 Jahren an der Macht ist. Nach Angaben des ukrainischen Oberkommandierenden, Olexander Syrskyj, vom Donnerstag sind ukrainische Soldaten seit 6. August 35 Kilometer auf russischem Territorium vorgerückt. Sie hätten 1150 Quadratkilometer und 82 Siedlungen unter ihre Kontrolle gebracht, darunter auch die Stadt Sudscha, die Sitz der ersten ukrainischen Militärkommandantur auf russischem Boden wird.

Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes war Russland nicht auf den ukrainischen Angriff vorbereitet gewesen, verstärke aber die Verteidigungsstellungen. Nach anfänglichem Durcheinander würden jetzt Streitkräfte in größerer Zahl in der Region stationiert, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.

Britische Medien berichteten zudem, dass bei der Offensive auch von Großbritannien gelieferte Panzer eingesetzt werden. Dabei handele es sich um von London zur Verfügung gestellte Challenger-2-Panzer, berichteten der Sender Sky News und weitere Medien. Auch in deutschen Medien gab es Spekulationen über den Einsatz von Deutschland gelieferter Panzer in der Region.

Dutzende Kriegsgefangene in Region Kursk

Das ukrainische Militär hat in der Region Kursk nach eigenen Angaben Hunderte russische Soldaten gefangen genommen. Reporter der Nachrichtenagentur AP wurden am Freitag durch eine Haftanstalt geführt, in der sie Dutzende der Gefangenen sehen konnten. Die Leiter des Gefängnisses erklärten, seit dem Grenzübertritt der ukrainischen Truppen am 6. August seien dort mehr als 300 russische Soldaten gefangenen gehalten worden, vier Fünftel davon Rekruten.

Die Reporter der AP konnten sehen, wie die Gefangenen mit am Rücken festgebundenen Händen durch einen Flur geführt wurden. Einige aßen eine dünne Suppe mit Kohl und Zwiebeln.

Freiwilligenkorps ruft Russen zur Aufgabe auf

Zugleich rief ein auf der Seite der Ukraine kämpfendes russisches Freiwilligenkorps die Soldaten der russischen Armee auf, sich zu ergeben. „Eure politischen Instruktoren, die im warmen Hinterzimmer sitzen, empfehlen eindringlich, sich nicht in Kriegsgefangenschaft zu begeben, sondern sich lieber mit der eigenen Granate in die Luft zu sprengen“, schrieben die Kämpfer von der Legion „Freiheit Russlands“ auf Telegram. Es sei aber besser zu leben, als für einen Orden des Vorgesetzten zu sterben.

Wer den Wunsch habe, für eine „normale Zukunft Russlands zu kämpfen“, könne auch die Seiten wechseln und der Legion beitreten. „Wir sind bereit, mit jedem zu kommunizieren, der den Wunsch äußert, die Waffen gegen den Kreml zu erheben“, schrieben die Kämpfer.

Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (4)

Nicht nur in Kursk, auch im Donbass gingen die Kämpfe weiter. Russische Truppen greifen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter aktiv im Donbass an. Besonders schwere Kämpfe gebe es in den Richtungen Pokrowsk, Torezk und Kurachowe, teilte der Generalstab in Kiew mit.

Insgesamt seien 144 militärische Zusammenstöße innerhalb der vergangenen 24 Stunden registriert worden. Die Russen hätten mit Dutzenden Luftschlägen und Artillerie angegriffen, die Attacken seien abgewehrt worden, hieß es im Militärbericht. Die russischen Truppen wollen den Donbass komplett unter ihre Kontrolle bringen. Beide Kriegsparteien meldeten zudem erneut den Abschuss zahlreicher Drohnen nach gegenseitigen Angriffen.

Der Generalstab in Kiew berichtete von 23 Angriffen russischer Truppen bei Pokrowsk. „Die Verteidiger haben 17 Angriffe abgewehrt, weitere sechs Gefechte dauern noch an“, hieß es am Abend.

Bei Torezk seien acht russische Angriffe abgeschlagen worden. Während der Kämpfe habe die russische Luftwaffe sowohl Torezk als auch die kleineren Orte Nju Jork (New York) und Nelipiwka bombardiert. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Parallel Krimbrücke erneut im Visier?

Die russische Armee behauptet obendrein, dass die Ukraine erneut versucht habe, die Brücke zu der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu zerstören. Die russische Flugabwehr habe zwölf ATACMS-Raketen im Anflug auf die Bücke zerstört, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Beweise dafür veröffentlichte das Ministerium nicht. Die Angaben sind nicht von unabhängiger Seite überprüfbar. Allerdings hatte die Ukraine immer wieder erklärt, sie wolle die Brücke zerstören, sobald sie die militärischen Mittel dazu hat, weil das Bauwerk illegal errichtet worden sei.

Zuvor hatte der Berater des russischen Präsidenten, Nikolai Patruschew, der Nato und dem Westen vorgeworfen, an der Vorbereitung des ukrainischen Einmarsches in Kursk beteiligt gewesen zu sein. „Die Operation in der Oblast Kursk war auch unter Beteiligung der Nato und westlicher Geheimdienste geplant“, sagte Patruschew der russischen Zeitung „Iswestia“ vom Freitag.

Lesen Sie auch

  • Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (5)

    Kiews Offensive in Kursk

    Putins zynische Reaktion auf den ukrainischen Vormarsch

Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (6)

Die Erklärung der USA, sie seien nicht an dem Angriff beteiligt gewesen, entspräche nicht der Wahrheit, sagte Patruschew. „Ohne ihre Beteiligung und direkte Unterstützung hätte sich Kiew nicht auf russisches Territorium gewagt.“ Vielmehr seien das von den USA geführte Militärbündnis Nato und der Westen direkt beteiligt gewesen.

Das US-Präsidialamt hatte erklärt, die Ukraine habe ihren Einfall in Kursk nicht angekündigt und die USA seien nicht an dem Einsatz beteiligt gewesen.

Patruschew war früher Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB und bis vor wenigen Monaten Sekretär des nationalen Sicherheitsrates. Er leitet heute den neuen Maritimen Rat, der für die Entwicklung der russischen Marineaktivität und Kriegsflotte verantwortlich ist. Patruschew steht Putin sehr nahe.

Reuters/AFP/AP/dpa/kami/sebe/lk

Ukraine-Krieg: Russland bestellt wegen eines TV-Berichts aus Kursk italienische Botschafterin ein - WELT (2024)
Top Articles
1-800-229-0364
Crazy Ray's Auto Parts
Victor Spizzirri Linkedin
Why Are Fuel Leaks A Problem Aceable
123Movies Encanto
Uhauldealer.com Login Page
122242843 Routing Number BANK OF THE WEST CA - Wise
Repentance (2 Corinthians 7:10) – West Palm Beach church of Christ
Practical Magic 123Movies
Crossed Eyes (Strabismus): Symptoms, Causes, and Diagnosis
The Potter Enterprise from Coudersport, Pennsylvania
Sissy Transformation Guide | Venus Sissy Training
Gw2 Legendary Amulet
What's New on Hulu in October 2023
Crime Scene Photos West Memphis Three
Legacy First National Bank
Cvs Devoted Catalog
Mephisto Summoners War
D10 Wrestling Facebook
The Superhuman Guide to Twitter Advanced Search: 23 Hidden Ways to Use Advanced Search for Marketing and Sales
Define Percosivism
Vistatech Quadcopter Drone With Camera Reviews
Joann Ally Employee Portal
SN100C, An Australia Trademark of Nihon Superior Co., Ltd.. Application Number: 2480607 :: Trademark Elite Trademarks
Gilchrist Verband - Lumedis - Ihre Schulterspezialisten
Tokyo Spa Memphis Reviews
Account Now Login In
Enduring Word John 15
Dhs Clio Rd Flint Mi Phone Number
1636 Pokemon Fire Red U Squirrels Download
Summoners War Update Notes
La Qua Brothers Funeral Home
Was heißt AMK? » Bedeutung und Herkunft des Ausdrucks
Los Amigos Taquería Kalona Menu
Play 1v1 LOL 66 EZ → UNBLOCKED on 66games.io
Tamilrockers Movies 2023 Download
Moxfield Deck Builder
Vanessa West Tripod Jeffrey Dahmer
Scanning the Airwaves
Game8 Silver Wolf
Stanford Medicine scientists pinpoint COVID-19 virus’s entry and exit ports inside our noses
Google Flights Orlando
Lucifer Morningstar Wiki
Vérificateur De Billet Loto-Québec
Lady Nagant Funko Pop
UWPD investigating sharing of 'sensitive' photos, video of Wisconsin volleyball team
Dying Light Mother's Day Roof
New Starfield Deep-Dive Reveals How Shattered Space DLC Will Finally Fix The Game's Biggest Combat Flaw
Haunted Mansion Showtimes Near Millstone 14
Wera13X
Philasd Zimbra
Cognitive Function Test Potomac Falls
Latest Posts
Article information

Author: Fr. Dewey Fisher

Last Updated:

Views: 5269

Rating: 4.1 / 5 (62 voted)

Reviews: 85% of readers found this page helpful

Author information

Name: Fr. Dewey Fisher

Birthday: 1993-03-26

Address: 917 Hyun Views, Rogahnmouth, KY 91013-8827

Phone: +5938540192553

Job: Administration Developer

Hobby: Embroidery, Horseback riding, Juggling, Urban exploration, Skiing, Cycling, Handball

Introduction: My name is Fr. Dewey Fisher, I am a powerful, open, faithful, combative, spotless, faithful, fair person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.